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Nachgefragt

Ein Gespräch zu Mut und Möglichkeiten

Ein Gespräch zu Mut und Möglichkeiten

Diplom-Psychologe und strategischer Berater Thomas Ebenfeld über Mut und Möglichkeiten.

Wie wichtig ist die Gesellschaft um uns herum, um als Einzelne/r mutig und selbstsicher zu sein?

Thomas Ebenfeld stellt die Frage noch einmal anders: „Also, wie kommt eine Gesellschaft zum Fortschritt, zu dem Miteinander, dass die Leute sich glücklich entfalten können?“ Er erklärt, dass man dazu betrachten müsse, welche großen Erzählungen die jeweilige Kultur bestimmen. Denn es seien eben diese Erzählungen – ob kultureller oder medialer Art – die für uns Menschen, für eine Gesellschaft Orientierung schaffen oder eher verunsichern.

Was hat Menschen schon immer herausgefordert? Was ist neu für uns?

„Nichts ist so stetig wie der Wandel. Es ist der gesellschaftliche Wandel, der einen Fortschrittsoptimismus- oder pessimismus bestimmt.“ Als Beispiel führt Thomas Ebenfeld die 90er Jahre an. „Da war ein positives Klima. Da ging es darum, dass sich die Welt verzahnt. Fortschritt war positiv besetzt. Als ein Gewinn an Komfort, an Vereinfachung, vielleicht auch durch das Voranschreiten der Technik. Heute sind wir eher in einer Zeit, wo dieser Fortschritt in vielen Bereichen eher kritisch beäugt wird. Wir sind heute in einer Zeit – und die große Wende ist die Digitalisierung – die durch eine ausufernde Multi-Optionalität geprägt ist.“

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Wie entscheiden wir denn heute, ob wir etwas tun oder ob wir es lassen?

„Wir leben in einer Zeit, wo Entscheidungsfindungen erschwert werden. Alles ist immer, nämlich immer überall und sofort möglich. Wenn ich eine Entscheidung treffe, heißt das für uns auch: Etwas anderes darf nicht sein. Also, welche Serie streame ich? Was esse ich heute? Wir alle haben unendliche viele Möglichkeiten. Das macht uns auch orientierungslos: Wir sind geprägt von einer massiven Suche nach Halt.“ Thomas Ebenfeld weiß: „Wir haben eine ganz, ganz tiefe Sehnsucht nach Entscheidungen. Aber diese Entscheidung wird halt häufig gemieden. Weil, wenn du dich tatsächlich entscheidest für A und nicht für B, ist das zum Teil unwiederbringlich. Und deshalb kommt es zu dem Phänomen, dass wir uns dann vieles lange und dauerhaft offenhalten.“

Ist die Möglichkeit des Scheiterns nicht längst gesellschaftlich akzeptiert?

„Dafür gucken wir mal in die USA. Dort hat man immer schon psychologisch sehr intelligent gesagt: Du hast das Recht auf Glück. Aber du hast auch das Recht auf Scheitern. Geschichten vom Scheitern sind verbindende Geschichten in den USA. In Deutschland ist das Scheitern grundsätzlich immer noch enorm Scham behaftet.“, so Ebenfeld. Aber: „Wir haben auch eine tiefe Sehnsucht nach Authentizität. Und Transparenz. Wir haben zum Beispiel gelernt, dass man sich wissenschaftlich sicher sein kann. Und sich trotzdem vertut. Dann hat man plötzlich sogar einen Erkenntnisgewinn“, erklärt Thomas Ebenfeld. „Nämlich zu wissen, dass der Weg zum Erfolg auch mit Rückschlägen verbunden ist.“

Also, auf die Zuversicht!



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